Zeit des Nationalsozialismus

Der Architekt Stefan Simon war leitender Architekt der Bauabteilung bei Griesheim Elektron. Ein großer Teil der Siedlung trägt sicher seine Handschrift. Bis 1930 plante, entwickelte und leitete er den Bau der Siedlung. Man kann den Bau in mindestens zwei Bauabschnitte einteilen: der erste bis 1930 und der zweite unter dem Nachfolger von Simon, Joseph Borsbach. Man kann auch noch nach einem anderen Kriterium in drei Bauabschnitte einteilen, nämlich vor und nach der Inflation in Deutschland von 1923, welche die Bautätigkeit für längere Zeit unterbrach, sowie der Abschnitt von 1937 bis 1942. Aber ich glaube dies ist nicht ganz so wichtig.
Wichtig und sehr interessant ist auf jeden Fall die Ansicht des ehemaligen Planes der Siedlung. Hiervon gibt es mehrere Ausführungen. Wir stellen heute eine Teilzeichnung der Siedlung vor.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Siedlung sich jeweils um viereckige Plätze, an deren Rändern die Siedlungshäuser stehen, anordnet.
Die Siedlung ließ von Anfang an Raum für individuelle Gestaltungen durch die Bewohner, die selbständig kleine  Gartengrundstücke direkt am Haus bearbeiten konnten. In Notzeiten sicherte die Anbaumöglichkeiten von Obst und Gemüse oder etwa die Aufzucht von Kleingetier, wie Huhn und Kaninchen, dem einen oder anderen Anwohner auch das Auskommen und Teile der eigenen Ernährung.
1928 wurden in der heutigen Robert-Bunsen-Straße noch vier Fünffamilienhäuser errichtet. Diese waren im Gegensatz zu den anderen Gebäuden nicht verputzt sondern mit gelben Klinkerziegeln als Fassade gebaut.
Der Bauabschnitt ab 1937 stand unter dem Primat Volkswohnraum zu schaffen. In dieser Zeit wurden die Gebäude in der heutigen Ernst-Borsbach- und Brüder-Lang-Straße in wiederum abgewandelten  Stilen errichtet. Die Siedlung hat (hatte?) in jedem Falle den Charakter eines eigenständigen Gemeinwesens bzw. Stadtteils. Dies änderte sich freilich im Verlaufe der Zeit öfter, z.B. durch Umwidmung von Gebäudenutzungen, Abriss und Neubau und die Veränderungen im Bereich des kleinen Parkes
Was unsere Karte ebenfalls deutlich macht: Diesen Park gab es wohl schon immer. Nachdem auf dem Gelände die Bauermeistervilla innerhalb eines eigenen kleinen Wildparkes (vom alten Bauermeister) stand, hat man diesen Wildpark zu Gunsten von Bauland verkleinert. Dort war von Anfang an eine Wasserfläche vorhanden, welche mit der von Wiederanstieg des Grundwassers von 2003 bis 2009 allerdings nichts zu tun hat. Beachtet auch bitte, dass die Wasserfläche auf unserer Karte auf dem oberen Gelände und nicht in der Senke ist. Offenbar hatte man Lust zum gärtnerischen Gestalten und probierte das eine oder andere aus, jedenfalls veränderte sich dieser Bereich oft, wie jeder Ureinwohner der Siedlung aus eigener Erfahrung wissen sollte.